Kamm nach einem Fund aus Xanten, Brettchen generisch |
Brettchengewebte Bänder zu römischer Zeit
Wenn man anfängt, sich mit den Funden zu beschäftigen, dann findet man erst mal nichts. Danach stößt man zuerst auf germanische Funde und wenn man ganz tief gräbt, dann gibt es auch einige ganz wenige Borten die man als 'römisch' bezeichnen kann. Aber sie sehen ein wenig anders aus, als erwartet.
Die meisten Funde von brettchengewebten Bändern aus dieser
Zeit hat man in den Mooren von Norddeutschland und Dänemark. Man kennt die
Borten aus dem Vaalermoor, Dätgen oder Thorsberg. Die meisten
von Ihnen werden durch neuere Datierung in das 2. – 3. Jahrhundert einsortiert
Alle Bänder sind sehr einfach, meistens mit gestreiften Mustern oder
Musterstrukturen im Stippengewebe. Dabei sind einige Mantelkannten mit
sehr vielen Brettchen gewebt worden und man kennt sie als ‚Prachtmäntel‘.
Diese Funde sind allerdings nicht römisch, sondern germanisch.
Bei Ausgrabungen in Mainz wurden drei brettchengewebte Bänder gefunden, die ins 1. Jhd. datieren. Sie wurden wahrscheinlich als Webkante verwendet. Eins davon wurde wahrscheinlich nur mit einem Brettchen gewebt, die anderen beiden waren schlauchförmig und wurden wahrscheinlich mit ca. vier Brettchen gewebt.
Ein weiteres Band aus Mainz ist mit 7 Brettchen gewebt worden und an den Stoff angenäht worden, um ihn an der Kante zu verstärken.
Aus dem 2. Jhd nach Christus gibt es eine einfache brettchengewebte Borte, die
an einen Bronzekessel in Repov, Tschechien korrodiert war. Der Verwendungszweck
ist unbekannt.
Südlich der Alpen gibt es folgende Funde:
Bei den textilen Funden aus Pompeji gibt es zwei brettchengewebte Gewebekanten: Textil mit seitlicher Gewebekante: Grundstoff in 1/2-Köper, Gewebekante mit vier 3-Loch-Brettchen gewebt. (Medard 2020, Nr,. 18069.13, fiche 104), eine weitere Brettchenweberei liegt mit einer anderen seitlichen Gewebekante vor, hier wurde an einen Stoff in 2/2-Köper-Bindung mit vier 4-Loch-Brettchen die Kante angewebt (Inv. Nr. 18069B, fiche 66).
Um 700 v. Chr. (zu der Zeit war Rom nur eine von vielen Städten und hatte die etruskischen Gebiete noch nicht einverleibt) sind die textilen Funde aus Veruccio datiert. Darunter eine etwa zwei Meter langer brettchengewebter Saum eines Mantels - alle Funde in diesem Ort sind etruskisch.
Zusammengefasst kann man sagen, dass im ‚römischen‘ Kontext bisher nur Borten gefunden wurden, die Anfangskanten von Gewebe sind, oder zur Verstärkung von Säumen verwendet wurden. Die maximale Webbreite ist 7 Brettchen.
Aber wie wurden damals die bunten Verzierungen gemacht?
'Self-Bands and other subtle patterns
in Roman textiles' von Lise Bender Jorgensen berichtet über
gefundene Webtechniken, die bei den Römern verwendet wurden.
Literatur:
Möller-Wiering, S.: War and Worship, 2011,
Schlabow Karl: Textilfunde der Eisenzeit in Norddeutschland, Neumünster, 1976
Stettiner Richard: Brettchenweberei in den Moorfunden von Damendorf, Daetgen und Torsberg, Hamburg, 1911
John Peter Wild, Textile Manufacture in the Northern Roman Provinces, 1970
John Peter Wild, Some new light on Roman textiles, NESAT I, 1982
Astrid
Böhme-Schönberger, Hautnah - Römische Stoffe aus Mainz, 2009
Poster Presentation: Helena Březinová, Kristýna Urbanová, Textile Remains on
Roman bronze Vessel from Řepov, Czech Republic
F. Médard, L'Artisanat du textile a pompéi au 1er siécle après JC, 2020
Lise Ræder Knudsen, Case Study: The Tablet-Woven Borders of Verucchio, aus Textiles and textile Production in Europe from Prehistory to ad 400, 2012
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