Dienstag, 24. Februar 2015

Historisches Brettchenweben in Köpertechnik

Dass mich die ganzen historischen Borten faszinieren, ist ja kein Geheimnis. Weil ich aber auch verstehen will, wie man es damals geschafft hat, so komplexe Muster ohne Karopapier zu weben, suche ich immer nach einem Weg, nur mit Skizzen und ohne komplizierte Anleitungen zu weben.

Bei der Zweilochtechnik klappt das wunderbar, doch Köper war für mich eine Technik, die nicht ohne aufwändiges Mustererstellen auf Karopapier (ok, inzwischen arbeite ich mit Excel-Tabellen) funktionierte. Aber es konnte doch nicht sein, dass man immer so aufwändig die Muster vorarbeiten musste.
Wenn man bedenkt, dass alleine die große Borte aus Hochdorf mit mindestens 115 Brettchen gewebt wurde, dann musste es einen anderen Weg geben. Aber ich fand keinen.

Bis ich vor nicht allzulanger Zeit in der Brettchenweber-Gruppe bei Facebook daran erinnert wurde, dass es von Ottfried Staudigel eine sogenannte Zwei-Pack-Methode gibt, bei der man mit wenig Aufwand eine einfarbige Borte in Köperstruktur webt.

Sie ist auch bei Steinmaus erklärt und das Resultat sieht etwa so aus:


Ich hatte das Glück, dass ich vor vielen Jahren einen Kursus bei Herrn Staudigel belegt hatte, wo er uns dies beigebracht hatte. Nicht nur das: Er hatte uns animiert, die Brettchen zu klappen, um damit einfache Muster selbst zu entwickeln und zu weben.
Mein Versuch von damals sieht nicht prickelnd aus, zeigt aber, dass es geht:


Mit Pappkarten macht mir persönlich das Klappen keine Freunde und ich bin bis heute kein Fan davon, dies zu tun.

Deswegen habe ich die Erinnerung an diese Technik verdrängt. Aber es ist DIE Methode, um Borten zu weben, bei denen man nur beim Wechsel der Farben die Brettchen klappt. Den Drehrhythmus brauch man dafür nicht zu verändern und man kommt mit einer Skizze aus, um das Muster zu weben.

Allerdings glaube ich nicht, dass alle Köpermuster so gewebt wurden. Muster mit vielen Farbwecheln wie die Borten aus Hallstatt, Mammen, Kirkkomäki oder Humikkala wurden wahrscheinlich in der heute üblichen Technik gewebt, weil man dort recht wenige einfarbige Strecken hat. Aber Borten wie Evobo oder Hochdorf sind wahrscheinlich in dieser Technik gewebt worden.

Literatur:
Ottfried Staudigel, 'Der Zauber des Brettchenwebens, 2000

Montag, 23. Februar 2015

Sazigyo - Woven Miniatures of Buddhist Art





Normalerweise bin ich nicht der Typ, der stundenlang über ein Buch sabbert und zum mäßig interessierten Göttergatten sagt: "Schatz, guck dir das an! Oh, schau nur hier!" und der wieder in seiner typischen Art antwortet: "Ja, das sind Borten." Doch das Buch hier zeigt so wunderschöne Borten, und erklärt den Hintergrund zu den Symbolen verständlich, dass ich einfach nur schwer begeistert bin.

Dabei sind Baumwollborten aus Burma mit orientalischen Motiven eigentlich nicht mein 'Beuteschema' aber das Buch zeigt einfach sehr viele tolle Borten in ganz vielen Bildern (besonders bei den Motiven Bild von 'Original' und der Umsetzung als Borte) und das was ich vom Text gelesen habe ist bisher sehr fundiert (Wenn man ein Buch Peter Collingwood widmet, dann hat es das auch zu sein).

Hier das Inhaltsvezeichnis, das schon sehr viel aussagt:

Part I The Sazigyo in Context
                    1 Snared by Sazigyo on the Shwedagon Steps
                    2 Buddhism, Monks, and Monasteries in Burma
                    3 From Palm Tree to Palm-Leaf Manuscript
                    4 Donation as a Way of Life
Part II The Sazigyo as Tablet-Woven Textile Band
                    5 A Brief History of Tablet Weaving
                    6 The Craft, Its Tools, and Techniques
                    7 Damage and Repaiers to Sazigyo
Part II The Sazigyo as Woven Text
                    8 Text Lettering: The Look of the Script Band
                    9 Sewn Corrections to the Woven Text
                  10 The Woven Word: Text Messages
                  11 Selected Sazigyo Texts in English Translation
Part IV Pattern and Picture Woven Motifs and Images
                  12 Geometric Motifs as Pattern and Symbol
                  13 The Miniature Woven Images and Their Symbolism
Part V the Structure of Sazigyo
                  14 The Brighton Museum Collection of Sazigyo
                  15 Explanation of Tablet-Weaving Techniques
                  16 Summary of Techniques Used bySazigyo Weavers
                  17 Sample Analysis of a Sazigyo

Ich habe für das Buch bei Amazon 78,00 Euro bezahlt, aber das scheint ein Tagespreis zu sein. Stand heute (23.02.15) kostet es 94,00 Euro und hat dann auch bei mir die Schmerzgrenze überschritten.

Ja, es ist viel Geld und ja, wenn man sich nicht für buddhistische Motive interessiert, dann braucht man es nicht zu kaufen.
Aber ich finde, dass dieses Buch auf ganz vielen farbigen Seiten, wunderschöne Borten zeigt und ich werde noch einige Stunden damit verbringen, alles in mich aufzusaugen.
 
       

Unterwegs im März

Ich habe zwei spannende Veranstaltungen im Terminkalender:

Wer noch kurzfristig Lust auf ein wirklich schönes und gemütliches Webertreffen hat, der kann sich noch für ein Webertreffen für das Wochenende 20. - 22. März in 40 Viersen anmelden.
Es ist ein neues, recht modernes Selbstversorgerhaus und neben dem gemeinsamen Klönen und Weben wird es auch den einen oder anderen Workshop geben.
Ich dachte, ich mache etwas mit 'Musterentwicklung Köper' klassisch mit Papier und Bleistift.
Kosten pro Person: 88,00 Euro
Wer noch Lust hat, kann sich hier anmelden: Facebook-Seite



Am 29. März bin ich in Hannover im Landesmuseum und werde im Rahmen der Ausstellung HighTechRömer zusammen mit der Cohors Prima Germanorum das Brettchenweben als Handwerk über alle Jahrtausende vorstellen und vermitteln, dass es eine Germanische Handarbeit war.
Mein Part wird sein, die Techniken vor den Römern und nach den Römern vorzustellen.