Als absolutes 'Must have' für diese Zeit empfehle ich das Buch 'Bunte Tuche gleißendes Metall - Frühe Kelten der Hallstattzeit', das einen guten Überblick über verschiedene Rekonstruktionsvorschläge gibt.
Dann PrähistorischeTextilkunst in Mitteleuropa von Karina Grömer. DAS Buch zu Textilien aus der Zeit, das es im kostenlosen Download gibt.
Einen allgemeinen Überblick über die Kelten und Funde gibt das Buch 'Die Kelten in Deutschland' von Sabine Rieckhoff und Jörg Biel.
24,0 % Leinwandbindung
6,6 % Panama
6,0 % Spitzköper
5,4 % Rips
3,0 % Fischgratköper
2,4 % Brettchengewebe
Die damals üblichen Farben für Wolle - Krapp wurde
nicht gefunden, stattdessen gelegentlich Kermes, hier gilt kräftige Farben = teure Farben Leinen wird am besten naturfarben verwendet |
Einige der Stoffe, die wir jetzt zurechtschneiden, wurden damals passend gewebt und man hat sie nur versäubern müssen.
Schuhe:
Gibt es in offener und geschlossener Form. Ein Schnittmuster für die offene Form gibt es hier.
Socken/Strümpfe:
Es gibt knielange genähte 'Woll-Leggings' aus der späten Hallstattzeit vom Rieserferner-Pass in den Alpen, in Kombination mit genähten Wollsocken. Bilder dazu findet man auf Seite 354/355 von „Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa“
Hose: gibt es keine...
Tunika:
Sie ist aus Wolle. Im Gegensatz zu späteren Zeiten, wo Tuniken durchaus 'figurbetont' waren, waren die Tuniken hier weit und gerade geschnitten, fast knielang und wurden oft gegürtet.
Armkugeln, wie man sie ab dem frühen Mittelalter verwendet, gab es nicht. Sowohl der Stoff für die Arme, als auch der Stoff für den Oberkörper, wurde aus Rechtecken geschnitten. Es ist hier sowohl eine kurzärmelige als auch eine langärmelige Version möglich.
Es kann durchaus sein, dass diese Tuniken aus einem Stück gewebt wurden. Ähnliche Funde gibt es auch im nachchristlichen Ägypten.
Gürtelbleche wurden unzählige gefunden. Sie sind ein 'Erkennungsmerkmal' für die zweite Hälfte der Hallstattzeit. Diese Bleche sind in unterschiedlichen Ausführungen sowohl in Männer- als auch in Frauengräbern gefunden worden.
Der Rechteckmantel aus Wolle mit brettchengewebter Borte an den Rändern ist ein Attribut des wohlhabenden Mannes. Im Grab von Hochdorf wurden mehrere Stoffe mit breiten angewebten brettchengewebten Borten gefunden. Man benötigt hier einen Stoff von ca. 1,5 x 2,0 m.
Zu den Kopfbedeckungen gibt es eine sehr schöne Reihe der IG Projekt Latène, drei davon können ohne Probleme in der späten Hallstattzeit verwendet werden: der Birkenrindenhut, das Fellbarret und die Phrygermütze.
Schmuck:
Der Schmuck wurde vielfach aus Bronze gefertigt und unterläuft einer modischen Entwicklung, da muss sich jeder selbst einlesen. Bitte auch beachten, dass es je nach Zeit unterschiedlichen Schmuck für den Mann und die Frau gibt. Und nein, Händler sind keine guten Berater, sie wollen meistens das verkaufen, was im Programm ist. Also bitte auf Zeit und Region festlegen und einige Grabinventare ansehen, bevor es zu Fehlkäufen kommt.
Eine erste Übersicht zu Fibeln gibt es hier.
Was trägt der Mann ‚unten drunter‘? Die Frage kann ich nicht beantworten, dazu gibt es weder Funde, noch Abbildungen. Ich persönlich bin immer ein Fan von Leinen, und empfehle eine einfache Leinentunika als Unterwäsche, weil das Material bei Ausgrabungen gefunden wurde, angenehm auf der Haut zu tragen ist (besser als Wolle) und gut waschbar ist. Man sollte aber darauf achten, dass sie ‚unsichtbar‘ getragen wird.
Schwieriger in der Recherche:
Röcke:
Abbildungen deuten darauf hin, dass einige Männer Röcke, aber keine Oberbekleidung trugen. Ob es sich hier um Kleidung für niedere Dienstboten oder spezielle für ein Ritual handelt, muss noch geklärt werden.
Die Tragweise lässt vermuten, dass sich um Wickelröcke handelt.
Funde von Röcken bei Männern gibt es aus Borum Eshoj (Dänemark), der in die Bronzezeit datiert und aus Sogaards Mose (Dänemark), der um die Zeitenwende datiert.
Wie sieht so eine Kleidung getragen aus?
Hier stellt Hans Trauner seine Interpretation von HaC (800 - 620 v. Chr.) vor, Thomas Trauner für HaD ( 620 - 450 v. Chr.), Moritz Aßmann stellt seine Darstellung mit Wickelrock vor.
Die Frauenkleidung:
Schuhe:
Gibt es in offener und geschlossener Form. Ein Schnittmuster für die offene Form gibt es hier.
Socken/Strümpfe:
Es gibt knielange genähte 'Woll-Leggings' aus der späten Hallstattzeit vom Rieserferner-Pass in den Alpen, in Kombination mit genähten Wollsocken. Bilder dazu findet man auf Seite 354/355 von „Prähistorische Textilkunst in Mitteleuropa“
Gürtelbleche wurden unzählige gefunden. Sie sind ein 'Erkennungsmerkmal' für die zweite Hälfte der Hallstattzeit. Diese Bleche sind in unterschiedlichen Ausführungen sowohl in Männer- als auch in Frauengräbern gefunden worden.
Oberbekleidung:
Hier gibt es
verschiedene Möglichkeiten aus Wolle. Diese kann für den Winter recht dick
sein, aber man kann auch sehr dünne, feine Wollstoffe, die schön fallen
verwenden. Am häufigsten sind wahrscheinlich folgende Kombinationen:
Eine Tunika
mit einem weiten Rock zu tragen, der mit einem Gürtelblech/breiten Wickelgürtel gehalten
wird oder einen Peplos, der oben mit Fibeln gehalten wird und auch mit einem
Gürtlelblech/breiten Wickelgürtel gegürtet wird.
Die Tunika mit Rock und
Wickelgürtel bietet sich an, wenn man noch nicht so genau weiß, wo man hin
möchte, da man hier auf Metallschmuck, die zum Befestigen der Kleidung
notwendig ist, verzichten kann.
Im Gegensatz zu späteren Zeiten, wo Tuniken durchaus 'figurbetont' waren, waren
die Tuniken hier weit und gerade geschnitten, ist über hüftlang und wird unter
dem Rock getragen.
Sowohl der Stoff für die Arme, als auch der Stoff für den Oberkörper, wurde aus
Rechtecken geschnitten. Es ist hier sowohl eine kurzärmelige als auch eine
langärmelige Version möglich.
Es kann durchaus sein, dass diese Tuniken aus einem Stück gewebt wurden.
Ähnliche Funde gibt es auch im nachchristlichen Ägypten.
Der Rock ist sehr weit. Ich habe ihn aus zwei 1,40 m breiten Stücken an den
Webkanten zusammengenäht und die für mich passende Länge ist 1,10 m. Damit er
oben hält, näht man oben einen Tunnelzug, durch den ein schmales Band läuft und
mit dem man den Rock über der Hüfte zubindet. Dann zupft man ihn in Form und
erst danach legt man den Gürtel an.
Der Peplos ist
eigentlich ein langer Schlauch. Da man das heutzutage nicht wirklich bezahlen
kann, nimmt man auch hier zwei breite Stoffe (mindestens 2 x 1,20 m) und näht
sie an den Webkanten aneinander. Die Armlöcher entstehen, indem man den Stoff
umklappt und auf jeder Schulter mit einer Fibel befestigt. Eine Anleitung gibt
es hier. Der Umschlag
sollte bis über die Brust gehen (längere Varianten sind möglich). Man muss mit
mindestens 2 Stoffstücke à 1,70 – 1,80 m Länge rechnen (abhängig von der
eigenen Größe). Der Peplos ist breit genug, wenn man keine Armlöcher schneiden
muss, sondern der Stoff unter den Armen ist.
Ja, es ist schwierig mit den Säumen, da der Saum unten auf der anderen
Stoffseite sein muss, wie der Saum oben. Für die Naht unter den Achseln
empfehle ich eine Kappnaht da diese auf Vorder- und Rückseite ‚sauber‘ ist. (da
es eigentlich ein Schlauch ist, gibt es diese Naht gar nicht). Man kann die
Säume oben und unten verzieren, aber bitte nehmt zeitgenössische Motive. Da
gibt es einiges im Bereich des Brettchenwebens.
Alternativ zum Peplos kann man auch einen Chiton verwenden –
das ist ein rechteckiger Stoff, der genau so viel Material verschlingt wie der
Peplos. Er wird genauso getragen, wie der Peplos ist aber an einer Seite offen.
Kopfbedeckung:
Es gibt viele Funde von Schleiergewebe, aber natürlich keinen erhaltenen
Schleier. Die Abbildungen zeigen, dass die Schleier teilweise bis zur Hüfte
gingen. Hier eine Figur aus dem Grab der Fürstin von Vix, ca. 530 v.Chr.. Ich habe einmal ein rechteckiges dünnes Wolltuch mit vielen Nadeln
gesichert als Schleier verwendet, entspricht aber nicht ganz den Vorlagen.
Wenn man
allerdings den frühmittelalterlichen Schnitt aus Dublin verlängert, dann hat man eine Schleierform, die der
Form der Situlen entspricht.
Unterwäsche…
Was gab es?
Die Frage kann ich nicht beantworten, dazu gibt es weder Funde, noch
Abbildungen. Ich persönlich bin immer ein Fan von Leinen und empfehle eine
einfache, knielange Leinentunika als Unterwäsche, weil das Material bei
Ausgrabungen gefunden wurde, angenehm auf der Haut zu tragen ist (besser als
Wolle) und gut waschbar ist (Schnittbeschreibung gibt es weiter oben bei der
Kombination Rock & Tunia).
Schmuck:
Der Schmuck wurde vielfach aus Bronze gegossen und unterläuft einer modischen
Entwicklung, da muss sich jeder selbst einlesen. Bitte auch beachten, dass es
je nach Zeit unterschiedlichen Schmuck für den Mann und die Frau gibt. Und
nein, Händler sind keine guten Berater, sie wollen meistens das verkaufen, was
im Programm ist. Also bitte auf Zeit und Region festlegen und einige
Grabinventare ansehen, bevor es zu Fehlkäufen kommt.
Eine erste Übersicht zu Fibeln gibt es hier.
Was für
Accessoires gibt es?
Glasperlen:
gibt es; sie sind aber selten. Mehr Infos dazu gibt es bei TorbenBarthelmie.
Einzige Ausnahme sind die Funde aus Novo Mesto, dort wurden unzählige gefunden.
Brettchengewebte
Borten: gibt es von einfach bis extrem aufwändig. Vielfach als Anfangskanten
von Geweben, Ärmelkanten (Funde aus Hallstatt und vom Dürrnberg) und als
Verzierung von Mänteln (Hochdorf). Bitte verwendet zeitgenössische Muster. Mehr
Informationen zum Brettchenweben hier.
Stickereien:
Es gibt einige Arbeiten, wo direkt beim Webvorgang mit einer 'fliegenden' Nadel Motive
eingearbeitet wurden, aber einen Fund für Stickerei gibt es erst in der
Latène-Zeit.
Wie sieht es mit Taschen und Beutel aus: Schlecht. Es gibt mehrere Tragen aus dem Bergwerk von Hallstatt, aber diese wurden zum Abtransport von Gestein angefertigt und benutzt. Einen weiter Abbildung gibt es auf der Situla aus Certosa. In der zweiten Reihe ganz rechts sieht man einen Mann, der wohl einen Korb trägt. Funde oder Abbildungen zu am Körper getragenen Taschen kenne ich nicht.
Was
geht gar nicht?
Polyesterstoffe
und Baumwolle – gab es damals nicht. Ihr seht den Unterschied zu Wolle und
Leinen vielleicht noch nicht, aber jeder, der sich länger mit Textilien
beschäftigt, sieht es.
Bitte lasst
bei der Auswahl von Stoffen die Finger von schottischen Tartans. Die haben ihre
eigene Bedeutung und passen vom Stil her nicht zur Mode.
Und Felle -
nein, die wurden nicht einfach über die Schulter geworfen getragen. Es gibt
durchaus Funde von Kopfbedeckungen aus Fell, aber das wurde zugeschnitten und
genäht.
Verwendet
keine modernen Borten: ja, sowohl Widderhornborten, laufende Hunde, auch die
beliebten 4vorwärts und 4rückwärts Borten gehören nicht an hallstattzeitliche
Kleidung. Das sind die Details, die einen ersten guten Eindruck versauen.
Auch wenn es
durchaus Funde von Trinkhörnern gibt, so sind diese nie, nie, nie am Gürtel
getragen worden.
Und nein, es gibt keinen Grund, sich mit blauer Farbe zu bemalen. Das gab es
wohl bei den Pikten (aber da kenn ich mich nicht aus). Für die Hallstattzeit
gibt es nicht einen einzigen Nachweis.
Ein
Läppchen-Peplos, der aus zwei schmalen Stoffstreifen besteht und oben von zwei
Fibeln gehalten wird, sieht zwar bei passender Figur sehr sexy aus, aber es
entspricht nicht der damaligen Mode.
Danke an: Marled, Magali, Moritz, Marius und Hilmar, die mit Bildern, Tipps und
Geduld geholfen haben.
von Karina Grömer (Herausgeber), Anton Kern (Herausgeber), Hans Reschreiter (Herausgeber), „Textiles from Hallstatt (Textilien Aus Hallstatt)“, 2013
Johanna Banck-Burgess, "Hochdorf IV", 1999
Sabine Rieckhoff, Jörg Biel, "Die Kelten in Deutschland", 2001
Heilige Ordnungen - zu keltischen Funden im Württembergischen Landesmuseum, 2001
Der Link zum Bild von der Tunika mit Rock ist defekt. Bin ganz neugierig wie sie ausschaut.
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