Donnerstag, 9. Juni 2016

Borten aus der Spätantike/Frühmittelalter in Deutschland

Hatte ich urpsrünglich in meinen Büchern nur einige wenige Funde markiert, so habe ich inzwischen wesentlich mehr Informationen über Borten aus dieser Zeit.

Es gibt mehr Funde, als man zuerst denkt.

Köln, St. Severin Grab 73 fotografiert im Römisch Germanischem Museum, Köln


Leider gibt es häufig Überreste, die mit 'mit Gloldlahn broschiert, Muster nicht mehr erkennbar, vermutlich geometrische Motive' beschriftet wurden. 
Allerdings muss man hier immer beachten, dass in diesen Fällen meistens nicht eindeutig geklärt ist, ob das Grundmaterial wirklich eine Brettchenborte ist. Alternativ kann es sich um Bandgewebe oder um eine Anlegearbeit handeln. Wenn die Textilien vergangen und nur das Gold übrig geblieben ist, kann man dies nicht mehr erkennen.

Die Brettchengewebte Borte aus dem Mädchengrab der Fallward ist ins 4. Jhd. datiert. Von der hellroten Borte sind nur noch ca. 6-8 Brettchen erhalten. Es wurde wahrscheinlich als Gürtel verwendet.
 

Aschheim
Die goldbroschierte Vitta aus Grab 5 aus der zweiten Hälfte des 7. Jhd. ist ca. 2,3 cm breit. Das geometrische Muster aus Swastiken und schräggelegten Doppelkreuzen ist gut zu erkennen, doch das Grundgewebe ist vergangen.

Aschheim Grab 7b aus dem 6.-8. Jhd. enthält eine 0,8 - 0,9 cm breite Borte in einem Flechtmotiv.  

Bruckmühl, Grab 31 (650-725) 
Am Hals (vermutlich als Kragenborte) wurde ein 0,5 - 0,55 cm breite Goldbroschierung verwendet. Gesamtlänge des Bandes 68 cm, Muster eine Art Zickzack Muster, keine Details erkennbar.  
Am linken Ärmel wurde auch ein Bortenfragment gefunden, Breite 0,53 - 0,59 cm, Länge 11 cm, Muster eine Art Zickzack Muster, keine Details erkennbar.
Um das rechte Handgelenk wurde eine weitere Borte gefunden. Breite 0,56 - 0,6 cm Gesamtlänge: 17 cm. Muster: eine Art Zickzack-Motiv

Frankfurt, Grab 95, St. Bartolomäuskirche, (Mitte bis Ende 7. Jhd)
Broschierung gefunden im Kniebereich, zwischen den Unterschenkeln, zwei Bortenabschnitte als Kreuz übereinander gelegt.
Breite: 0,6 - 0,7 cm, Länge jedes Schenkels 15 cm
Muster: drei parallel verlaufende Zickzack-Linien

Freilassing-Salzburghofen, Grab 117 a (um 700)
Fund: unter dem Kinn
Breite 0,74 - 0,92 cm, 8,3 cm lang
Muster: nicht erkennbar

Greding-Großhöbing, Grab 143 (um 700)

Das Band mit der Goldbroschierung ist zwischen 1,8 und 2,0 cm breit und wird einem Prachtmantel zugerodnet.

Kinding, Grab 80 (Mitte 6. Jhd  - letztes Drittel 7. Jhd oder Anfang 8. Jhd)
Breite: 0,85 - 0,9 cm, mehrere Fragmente max. 1,0 cm lang
Muster: Goldbroschierung, geometrische Motive, gut zu erkennen, ca. 15 Brettchen breit.

Köln Die Borte aus St. Severin, Grab 73 ist eine der Borten,  die als 'mit Goldlahn broschiert, Muster nicht mehr erkennbar, vermutlich geometrische Motive' beschriftet wurde. Und wie man an dem Bild (selbst fotografiert) sieht, kann man leider kein Muster rekonstruieren, Breite ca. 0,7 - 0,9 cm. Das Band wird ins 6./7. Jhd. datiert.


Es gibt einen Fund aus dem zweiten Viertel des 6. Jhd. aus dem Grab unter dem Kölner Dom. Es handelt sich um ein reich ausgestattetes Frauengrab mit einer goldbroschierten Vitta und Schuhen, die mit 'Goldgespinnst' geschmückt waren. 

Köln, St. Severin: aus dem Schrein gibt es das Flottiermuster aus dem 7. Jhd. Bortenbreite 1,2 cm.
Zudem gibt es im Schrein ein Leinentuch mit Vogelmuster, an dessen Kante sich eine einfarbige Leinenborte (3 Brettchen) mit Fransen befindet.

Es gibt Erwähnungen vom Grab 60 aus Köln-Müngersdorf mit einer goldbroschierten Vitta, aber hierzu habe ich keine weiteren Informationen gefunden.  

Lauchheim, Baumsargbestattung (2. Hälfte 6. Jhd.)
Brettchengewebefrgment mit Zwirnmusterung (damit könnt Köpertechnik gemeint sein).
wenige Stränge erhalten, ggf. auch Broschierung.

Mengen Grab 12 (Merowingerzeit 482 - 751)
Frauengrab
Textilien ankorrodiert an Bügelfiebel. u.a. einige Stränge eines gemusterten Brettchengewebes

Moos-Burgstall, Grab 8 (Anfang-Mitte 7. Jhd.)
Fund: Vitta
Breite: 1,0 cm, mehrere Fragmente, insgesamt 7,2 cm lang
Muster: Geometrische Motive 

München-Giesing, Grab 10 (Mitte 7. Jhd)
Fund: Vitta (Stirnband) 
Breite: 1,1 - 1,5 cm Gesamtlänge 5,4 cm
Muster: schlicht geometrisch 

München Giesing, Grab 66 (Mitte 7. Jhd)
Fund: am Kopf
Breite: 0,66 - 0,77 cm, 1,65 cm lang
Muster: nicht erkennbar

Petting, Grab 549 (ca. 6./7. Jhd.)
Fund: rechter Oberschenkel
Breite 0,67 cm
Muster: nicht erkennbar
Insgesamt wurden 7 Borten gefunden.

Polling, St. Jakob, Grab 2 (Ende 7. Jhd)
Breite Borte
Fund: Quer über dem Becken
Breite: 1,13 - 1,33 cm, Länge 14,25 cm
Muster: nicht erkennbar

Schmale Borte
Fund: Quer über dem Becken neben der breiteren Borte Abstand voneinander: 2 cm
Breite: 0,95 x 1,0 cm, Länge 23,5 cm
Muster: nicht erkennbar

Straubing, Alburg, Grab 493 (um 700), mehrere Bestattungen in einem Grab
Fund: jeder Unterschenkel war mit ca. 2,0 x 2,75 m lange Bänder umwickelt
Breite. 0,5 cm, Länge 4 Bänder je 2,0 - 2,75 m
Es wird allerdings vermutet, dass die Gesamtbreite der Borte ca. 1,3 - 1,5 cm betrug. Die Gesamtlänge beträgt ca. 8-9 Meter. 
Muster: nicht erkennbar

Fund: rechtes Handgelenk, drei Bortenreihen nebeneinander, jede ca. 0,7 cm breit 
Muster: nicht erkennbar

Fund: rechtes Handgelenk, zwei Bortenreihen nebeneinander, jede ca. 0,71 cm breit
Muster: nicht erkennbar

Trossingen (ca. 580)
Brettchenborte, 5 cm breit mit einem mindesten 6 Brettchen breiten SZ gestellten Rand. Das restliche Muster ist nicht erkennbar. Es gibt sowohl Köperstruktur, Flottierungen, als auch schwarze Broschierfäden.
Die Lage der Borte im Grab läss auf eine Mantelkante schließen. 


Unterhaching aus dem 5./6. Jhd 
Vitta goldbroschiert mit erkennbarem Muster aus Grab 4 und 5, die Broschierung ist ca.  0,5 cm breit.
Zudem gibt es Abdrücke und Wollfunde von brettchengewebten Borten in den Gräbern 4, 5, 7, 9 und 10. Die Fragmente sind zu klein/zu schlecht erhalten, um Muster zu bestimmen, allerdings konnte bei einigen wenigen die Bortenbreite festgestellt werden, die zwischen 1,6 und 1,7 cm liegt.
Auch wurde festgestellt, dass es sich nicht um Anfangskanten vom Webstuhl handelt, sondern dass sie später appliziert wurden.  


Wielenbach, Grab 32 (um 700)
Kleine Borte

Fund: auf dem Oberkörper
Breite: 0,56 - 0,58 cm, Länge 6,33 cm
Muster: nicht erkennbar
Mittelgroße Borte
Fund: auf dem Oberkörper
Breite: 0,7 - 0,74 cm, Länge 6,89 cm
Muster: nicht erkennbar
Große Borte
Fund: auf dem Oberkörper
Breite: 0,85 - 0,87 cm, Länge: 8,4 cm
Muster: nicht erkennbar


Säben/ Italien (Bozen-Südtirol), Grab 100 (670 - 730)
Fund: Um rechten und linken Oberarm
Breite: 0,6 cm
Muster: Fragmente zu klein, um Muster auszumachen




Literatur:

Carl Dietmar, Marcus Trier, 'Colonia - Stadt der Franken Köln vom 5. bis 10. Jahrhundert
Sabine Schrenk, "Fundort Schrein - Der Textilfund aus St. Severin in Köln", Textilien in der Archäologie, Materialien zur Bodendenkmalpflege im Rheinland 22, 2011
Brigitte Haas-Gebhard: Unterhaching - Eine Grabgruppe der Zeit um 500 n. Chr., 2013
Hermann Dannheimer: Aschheim im frühen Mittelalter, München 1988 
Anja Bartel und Martin Nadler: Der Prachtmantel des Fürsten von Höbing - Textilarchäologische Untersuchungen zum Fürstengrab 143 von Großhöbing, aus Bericht der Bayerischen Bodendenkmalpflege Band 43/44, 2002/03
Anja Bartel: Die Goldbänder des Herrn aus Straubing-Alburg, aus NESAT 9
Frauke Kadereit, Das Mädchengrab der Fallward, aus NESAT 7

Ina Meissner: Untersuchngen an Goldtextilien des frühen Mittelalters, 2010 
Niepold Tracy: Textilien und weitere organische Materialien aus Grab 58 von Trossingen (Lkr. Tuttlingen), 2024
Susanne Walter Das frühmittelalterliche Gräberfeld von Mengen
(Kr. Breisgau-Hochschwarzwald), 2008


zuletzt bearbeitet am 03.11.2024

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